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Tomáš Halík in Luxemburg
Rückblick auf das Seminar und die Konferenz vom 23.3.2023
Auf Einladung der diözesanen Bildungsstätte (CFD) hatten sich am 23. März rund 80 Priester, Diakone, Katecheten und Laientheologen aus den Diözesen Luxemburg, Lüttich und Namur zu einer pastoralen Tagung mit dem Prager Soziologen und Theologen, Prof. Dr. T. Halík der Karlsuniversität Prag am Centre Jean XXIII eingefunden.
Halík gilt zur Zeit als einer der beratenden Köpfe im synodalen Prozess den Papst Franziskus eingeleitet hat. Aufgrund seiner Erfahrungen als römisch-katholischer Priester in einer Untergrundkirche und als scharfer theologisch-spirtueller Denker ist er heute ein gefragter Referent, der bereits in zahlreichen Ländern gastierte: Deutschland, Österreich, Italien, England, Spanien, Schweiz, USA und demnächst auch in Korea.
Viele seiner Bücher u. a. Geduld mit Gott, Berühre die Wunden, Die Zeit der leeren Kirchen und Der Nachmittag des Christentums sind nicht nur auf tschechisch, sondern auch auf englisch, deutsch, italienisch und spanisch veröffentlcht worden. Halík ist einer der grossen Intellektuellen Europas, so Annette Schavan, dessen Gedankengut uns anregen kann nicht nur von einer "anderen Kirche" zu träumen, sondern sich als aktive Mitgestalter dieser Kirche zu sehen.
In seinem Referat, das er auf dem Hintergrund seines letzten Buches Der Nachmittag des Christentums hielt, sprach Halík sich in 10 Thesen für einen offenen Dialog mit der Moderne, Spät- und Postmoderne aus. Dazu gehöre sowohl der gemeinsame Weg mit den Menschen als die Förderung der Einheit in der Vielfalt. Halik betonte auch die missionarische Rolle der Kirche, als gegenseitige Begleitung von Glaubenden und Suchenden, sowie den Auftrag einer neuen Christologie, die nicht nur den historischen Jesus, sondern auch den kosmischen Christus im Blick hat.
"Herantreten an die Suchenden darf man nicht „von oben“, als „Besitzer der Wahrheit“. Die Wahrheit ist ein Buch, das niemand von uns schon zu Ende gelesen hat. „Ich bin die Wahrheit“ kann nur Christus sagen. Christus-Wahrheit heißt für uns Weg. Wir sind unterwegs, nicht am Ziel."
So sollten Katholiken am Ostersonntag auch nicht vor dem leeren Grab stehen bleiben, sondern Christus dorthin folgen, wo er vorausgesagt hat, dass er sei: in Galiläa, also am Rande unserer Gesellschaft, dort wo Menschen in Not sind. Nur eine Kirche, die sich selbst transzendiert, kann Zeugnis der Transzendenz geben. Die Kirche muss "zu Grunde gehen" d. h. wieder auf den Grund des Evangeliums fallen um durch eine spirituelle Vertiefung neue Strukturen zu ersinnen – neue Schläuche hat Jesus gesagt – für den neuen Wein. Stellt sich nur die Frage um den neuen Wein selbst, der ohne Vertiefung des Christlichen nicht zu bekommen ist, so Prof. Halík.
Am gleichen Abend fand auch im Ciné-Cité auf gemeinsame Einladung der LSRS, dem CFD und der ALUC eine weitere öffentliche Konferenz mit Halík statt. Dazu hatten sich 120 Teilnehmer eingefunden. Anschliessend an das Grundreferat mit der Frage Halíks "Steht die Kirche vor der Notwendigkeit einer Neuen Reformation?" kamen die Teilnehmenden in einen regen Austausch mit dem Referenten, wo kontrovers diskutiert wurde. "Die lebendige Kirche ist die „ecclesia semper reformanda“, die sich ständig erneuernde Kirche. Die Reformation, die Umwandlung der Form, der äußeren Strukturen, ist notwendig, um Raum zu schaffen für die Entwicklung, das Wachstum und die Vertiefung des „Inhalts“, des inneren Lebens des Glaubens." (Zitat aus dem Grundreferat von T. Halík).
renee.schmit@cathol.lu
Directrice du Centre de formation diocésain Jean XXIII
Déléguée épiscopale à l’Évangélisation et la Formation diocésaine