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Wegweiser Jahr C (2015-2016)  
6. August 2016

Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz

Wegweiser zum 19. Sonntag im Jahreskreis

Martine Regenwetter (Foto: Alain Piron)

Dieses Zitat liest man heute öfters auf Spruchkarten oder Kalender. Früher hatten die meisten Menschen viel geringeren Besitz und schätzten wohl daher das Wenige, was sie hatten. Nach dem zweiten Weltkrieg kam dann eine Zeit, in der es, zumindest in unseren Gegenden, möglich wurde, Dinge zum Vergnügen zu kaufen, einfach weil sie einem gefielen und man es sich leisten konnte. Heute aber gibt es in breiten Teilen der Bevölkerung eine Strömung, die sich nach dem Grundsatz richtet „weniger ist mehr“.

Wir, denn ich zähle mich zu diesen Menschen, haben das Gefühl, dass zu großer Besitz uns einengt, wir möchten leichter werden und uns von dem „zu viel“ befreien. Sachen, die man nicht unbedingt braucht, werden verschenkt. Schlussendlich soll nur noch das übrigbleiben, was wirklich wichtig ist. Unser Schatz! Aber was ist dieser Schatz? Was trägt uns im Leben?

Auf jeden Fall ist ein Schatz etwas, das präsent und unentbehrlich für unser Leben ist. Falls unser Glaube zu diesen Schätzen gehört, ist es ein gelebter Glaube, kein aufgesetztes Etwas, das man manchmal aus der Ecke hervorholt und entstaubt. Wenn er uns wirklich wichtig ist, dann ist es unmöglich, ihn ein paar Tage abzulegen oder zu vergessen, dann gehört er zu unserem Alltag. Ein Glaube, der trägt, so wie im heutigen Ausschnitt aus dem Hebräerbrief.

In meinem Leben hat Maggy Barankitse*, eine unserer Partnerinnen bei Bridderlech Deelen [siehe auch hier], spürbare Eindrücke von solch einem Glauben hinterlassen. Sie, eine starke und mutige Frau aus Burundi, hat im Leben schon sehr viel geleistet und sogar bei der UNO schenkt man ihr Gehör, wenn sie redet. Doch, so betont sie immer wieder, ist es ihr unverwüstlicher Glaube, der sie trägt. Unverwüstlich muss er wirklich sein, dieser Glaube, denn die Massaker und Grausamkeiten, die in ihrem Heimatland verübt wurden, hat sie aus nächster Nähe miterlebt.

Bei dem unsäglichen Leid, das sie selbst erlebt und bei so vielen anderen gesehen hat, hätte man eher erwartet, dass sie anklagend schreit: „Wo warst du Gott, als die Meinen ermordet wurden?“. Doch, sie hat ihren Glauben an Gottes Gegenwart und seine Liebe nicht verloren. Im Gegenteil. Immer wieder findet man sie in der Kapelle, im innigen Zwiegespräch mit ihrem Schöpfer und sie erklärt, dass es ihr „triumphaler Glaube an die göttliche Vorsehung“ ist, der sie zu der Person werden ließ, die sie heute ist.

Nach den Massakern von 1993 hat sie Tausenden Kindern ein Zuhause bereitet, später kümmerte sie sich mit ihrer Organisation Maison Shalom um Kindersoldaten. In den letzten Jahren wurde es möglich von der humanitären Ersthilfe nach dem Konflikt zu Entwicklungsprojekten überzugehen, Maison Shalom führte ein Krankenhaus, arbeitete mit Bauernkooperativen und bemühte sich um Mikrokredite für die immer noch bitterarme Bevölkerung sowie um eine gute Ausbildung für Jugendliche. Seitdem das Regime in Burundi sich 2015 radikalisierte und Maggys Leben mehrfach bedroht wurde, ist sie nun mit vielen ihrer Landsleute Flüchtling in Ruanda.

Auch in dieser scheinbar ausweglosen aktuellen Lage, bleibt ihr Gottvertrauen ungebrochen. „Gottes Antwort ist nicht immer so, wie ich sie erwarte“, erklärt sie, „es ist eben SEINE Antwort“. „Manchmal verlangt er von mir eine radikal veränderte Sicht auf ein Problem, aber ich bin sicher, dass der Hass nicht das letzte Wort haben wird und so packe ich das Leben jeden Tag von neuem an“, so Maggy Barankitse. Worte die uns in diesen Tagen vielleicht eine Stütze und eine Anregung sein können.

* Maggy Barankitse hat am 24. April den Aurora-Preis erhalten.

(Quelle: wort.lu)

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Martine REGENWETTER
martine.regenwetter@cathol.lu
 
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