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Können Sie verzichten?
Wegweiser zum 23. Sonntag im Jahreskreis
Ja. Doch. Wir verzichten… manchmal… auf eher Nebensächliches: auf kalorienreiches Essen nach Feiertagen, auf übertriebenen Medienkonsum… wenn‘s ganz hart kommt, auch mal auf das Handy im Urlaub, zumindest kurzzeitig.
Aber, wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, fällt Verzicht uns ziemlich schwer – besonders wenn er unsere freie Entscheidung voraussetzt. In Zeiten des Immer-mehr-und-alles-überall-Credo sind wir anfällig für den Verzicht auf Verzicht.
Dabei ist Verzicht mitunter heilsam, kein wirklicher Verlust. Oder etwa doch? Im Sonntagsevangelium ist vom Ernst der Nachfolge die Rede und da heißt es: „keiner von euch kann mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet“. Das klingt hart, radikal, vielleicht sogar unmenschlich. Wer kann das schaffen? Fast wäre man geneigt zu sagen, Jünger Jesu zu sein ist etwas für ganz wenige Auserwählte, aber nicht für mich. Mal ehrlich, könnten Sie auf Ihren ganzen Besitz (wie klein oder groß auch immer) verzichten? Auf alles Materielle?
Jesus fordert nicht das scheinbar Unmögliche, sondern will, dass wir unsere Grundeinstellung ändern, uns auf das Wesentliche fokussieren. Ja, er will unsere ungeteilte Aufmerksamkeit. Besitz steht da häufig im Weg, kostet Zeit, lenkt ab oder versperrt die Sicht auf das, was zählt. Die Nachfolge Christi ist keine halbe Sache, nichts für Gelegenheitskatholiken, sondern fordert uns mit Leib und Seele. Wenn wir uns auf diese Perspektive einlassen, wird Verzicht zu einem echten Gewinn. Der Blick weitet sich, für Christus, aber auch für unsere Mitmenschen, für ihre Nöte und Freuden und die wirklich wichtigen Dinge im Leben. Probieren Sie es aus!
(Quelle: wort.lu)
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