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Vom Bösen
Wegweiser zum 3. Sonntag der Osterzeit (30.04.2017)
In der Abschiedsrede Jesu im Johannesevangelium steht ein Satz, der mir seit der Karwoche nachgeht: "(Vater,)Ich bitte nicht, dass du sie herausholst aus der Welt, sondern sie bewahrst vor dem Bösen." Geht es im Vaterunser um Erlösung von dem Bösen, spricht Johannes von einer Bewahrung vor dem Bösen. In meinem der Welt verhafteten Sein werde ich hier als Leser und Beter der Bibel auf meine Verantwortung im Umgang mit dem (eigenen) Bösen angesprochen.
Denn wenn Gott mich vor dem Bösen in der Welt bewahren soll, kann das nur, will ich keine Marionette Gottes sein, mit meinem Willen und Tun geschehen. Aber möchte ich überhaupt meinem Bösen auf die Spur und Schliche kommen? Oder möchte ich vielmehr von etwas erlöst werden, das ich in mir selber nicht kennen(lernen) will? Möchte ich also einem blinden Glauben verbunden bleiben? Die Arbeit am eigenen Religiösen ist der sittliche Blick nach Innen, ohne den Erlösung, will sie keine "billige Gnade" (Bonhoeffer) sein, schlechterdings kaum möglich ist.
Dietrich Bonhoeffer spricht von dem "Vorletzten", das jeder Mensch zu tun hat, und vom "Letzten", das wir dann getrost Gott überlassen dürfen. Wie diese beiden Seiten unseres christlichen Daseins gehören die eigene Arbeit mit dem Bösen sowie die Hoffnung auf Erlösung von dem Bösen durch Gott untrennbar zusammen. Wir sind aus der Welt nicht herausgeholt, sondern inmitten der "Weltlichkeit der Welt" (Heidegger).
(Quelle: wort.lu)