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Regard protestant, orthodoxe, israélite  
9. Februar 2019

Setz dich hin und schreib...

Regard protestant von Arie van den Dries (9.2.2019)

Die Geschichte vom unehrlichen Verwalter (Lukas 16, 1-8) – was für eine merkwürdige Geschichte!

Das griechische Wort oikonomos, das Lukas hier verwendet, ist zusammengesetzt aus oikos = Haus und nomos = Regel, Gesetz. Die Hauptperson des Gleichnisses führt uns schnurstracks in den Kern der Geschichte. Er ist der Mann, der über die Regeln des Hauses wacht. Er setzt sich für den Besitz seines Herrn ein. In biblischer Sicht heißt das, das Haus Gottes, wo sich die Thora befindet, die Grundlage für einen guten Haushalt.

Unser Verwalter wacht über Gottes Vermögen; dazu gehören u. a. Geduld, Zuneigung, Erbarmen und Vergebung. Der Herr dieses Hauses ist freigiebig und großzügig. Sein Verwalter geht mit dem Besitz seines Herrn verschwenderisch um, muss er doch Gottes Gesetz hüten. Wenn er ein guter Verwalter sein will, muss er den Besitz „verschwenden“. Hat dieser Verwalter einen Namen? Ich denke schon: Ich kenne nur einen, der im Hause des Vaters das Vermögen verschwenderisch austeilt: Jesus! Nie hat einer freigiebiger Gottes Gaben ausgeteilt, wie er. Und das tat er unter einem ungerechten Regime, d. h. in einer Gesellschaft, in der unehrliches Handeln an der Tagesordnung war/ist. Deshalb wird der Mann im Gleichnis „der unehrliche Verwalter“ genannt; Jesus zeigt damit, wie die Gläubigen ihre Berufung in einer Welt der Leere realisieren müssen – verschwenderisch mit Gottes Gaben umgehen!

Aber warum wird der Mann dann beschuldigt? Wer sind die Ankläger? Menschen (auch fromme) aller Zeiten. Sie beschuldigten Jesus, dass er den Sabbat nicht einhält, wenn er einen Kranken heilt, dass er mit Huren und Zöllnern umgeht. Das erzürnt manch einen frommen Menschen und deshalb wird Jesus verklagt.

Aber schauen wir jetzt auf die Reaktion des Hausherrn. Er sagt nicht „Die Anklage ist richtig, gib mir Rechenschaft über deine Verwaltung.“ Nein, er sagt: „Was höre ich über dich.“ Er distanziert sich von den Anklägern und fügt hinzu „Erkläre mir deine Handelsweise.“

Was muss der Verwalter (Jesus) jetzt tun? Ihm bleibt nur eine Möglichkeit: weiterhin Gottes Vermögen verschwenderisch auszuteilen. Er lässt sich von den Anklägern nicht beirren. Erneut ruft er diejenigen, die von der Schuldenlast und von ihren Schwächen geplagt sind, zu sich. Alle sind sie Schuldner seines Herrn, aber der Verwalter weiß, dass der nur eines will: den Leuten ihre Schuld zu nehmen. Das, was beim oberflächlichen Lesen ungerecht erscheint, stellt sich als Tat der Barmherzigkeit heraus. Er erleichtert die Schuld, nimmt sie aber nicht ohne Weiteres weg. Er lässt den Menschen ihre Würde. Er gibt uns den Freiraum, den wir brauchen, um uns aufzuraffen und selbst herauszufinden, wie wir unser Leben von der Schuld befreien.

Nach dem Gleichnis lobt Jesus den „unehrlichen Verwalter“ und sagt: „Benutzt die Methoden eurer Welt: die Kinder dieser Welt (d. h. einer ungerechten Gesellschaft) sind klug. Sie warten auf den richtigen Augenblick für Kompromisse oder Aufschub. Alles hat seine bestimmte Zeit. Meidet die Geradlinigkeit der frommen Menschen.“

Einem solchen Verwalter vertraut man gerne sein Leben an!

Der Autor ist Pfarrer der Niederländischen Protestantischen Gemeinschaft in Luxemburg.

Quelle: Luxemburger Wort

 
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