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Das Reich Gottes wächst, meist im Verborgenen
Wegweiser zum 11. Sonntag im Jahreskreis von Marie-Christine Ries (16.6.2024)
Gartenarbeit tut mir gut. Wenn das Unkraut gejätet und die ersten Zucchini-und Tomatensetzlinge gepflanzt sind -und die Schnecken nicht alles weggefressen haben- staune ich jedes Mal über das Wunder des Wachsens. Es liegt nicht in meiner Hand, dass die Setzlinge wachsen, ich kann etwas dazu beitragen: Schnecken einsammeln, regelmäßig gießen, …; aber das gesunde Wachsen, und die Reife des Gemüses liegen nicht in meiner Macht.
Der Garten ist ein guter Lehrmeister für das Leben und für den Glauben. Jesus spricht mehrmals in seinen Gleichnissen vom Reich Gottes von Säen, Wachsen, Ernten. Das Reich Gottes ist schwer zu erklären, daher spricht Jesus in Gleichnissen. Reich Gottes hat mit Gottes Frieden und Gerechtigkeit zu tun, es ist kein fester Ort. Reich Gottes ist dort erfahrbar, wo Menschen sich auf Gott einlassen und in der Nachfolge Jesu in Frieden und Gerechtigkeit leben und sich für andere Menschen einsetzen, indem sie ihren Glauben leben.
Der Wunsch, die Erwartung, dass Jesus das Reich Gottes sofort im Hier und Heute errichtet ist groß: damals zur Zeit des Evangelisten Markus sowie heute im Jahr 2024.
Als Markus sein Evangelium für die ersten Christinnen und Christen in Rom niedergeschrieben hat, litt die Gemeinschaft unter Verfolgungen. Die Weitergabe des Glaubens war schwierig und gefährlich.
Heute angesichts des sinnlosen Mordens in zahlreichen Kriegen rund um den Globus, angesichts der Zurückhaltung „unser gemeinsames Haus“ die Erde zu schützen, angesichts der Langsamkeit verschiedener Reformen in der Kirche, wünsche ich mir, dass Gott tatkräftig eingreift, damit das Reich Gottes im Alltag Wirklichkeit wird.
Die Gleichnisse erinnern daran, dass das Reich Gottes wächst, meist im Verborgenen, aber es wächst. Gott ist da und handelt durch seinen Geist, auch wenn es nicht (deutlich) sichtbar und erfahrbar ist. Die Gleichnisse machen mir Mut und geben mir Hoffnung, wenn scheinbar vieles auf Stillstand oder auf Rückzug steht. Nicht nur in der Welt, auch in der Kirche.
Und doch, fällt es mir manchmal schwer, die Spuren von Gottes Präsenz in der Welt zu sehen; ich werde ungeduldig und fange an zu zweifeln. Dann suche ich den Austausch mit Menschen, und höre zu, wo und wann sie erlebt haben, dass Gott handelt, dass sein Reich im hier und heute erfahrbar ist.
„Nichts von dem, was gesät ist, geht verloren“. Das war vor 2 Jahren ein Satz, der bei einer Vorbereitungsversammlung zur Synode zurückbehalten wurde. Diese Aussage gibt mir Hoffnung und Ausdauer mich weiter einzusetzen, dass Menschen in Würde leben können und, dass jeder Mensch - ob Mann oder Frau - in Zukunft die Berufung leben kann, welche Gott ihm ins Herz gelegt hat.