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Christliches Bekenntnis im Konzert der Andersgläubigen heute
Kommentar zum 29. Sonntag von P. Théo Klein (17.10.2021)
Im Gespräch mit vielen Menschen stoße ich oftmals auf die Fragen: „Hat die Glocke nicht längst schon zum Begräbnis der Kirche geschlagen? Wie steht es mit dem Überleben des Glaubens an Jesus Christus, der durch andere Religionen klein gehalten wird?“ Selbst für viele Christen bereitet der Glaube, dass Jesus Christus die Hoffnung der ganzen Welt ist, bei vielen Schwierigkeiten. Walter Kardinal Kasper brachte das Phänomen des Religionspluralismus mit der provokativen und nachdenklichen Frage auf den Punkt: „Gott verbindet – Jesus trennt?“ Nicht wenige Christen behaupten, dass sie alle Religionen als gleichermaßen gültig einschätzen. Von daher sei es auch gleichgültig zu welcher Religion man sich bekennt. Jesus wird als großes religiöses Genie unter vielen anderen eingereiht.
Das Christentum hat es in diesem pluralistischen und deshalb relativistischen Geist nicht leicht, Jesus Christus als den universalen Mittler des Heils für alle Menschen und als Hoffnung der ganzen Welt zu bekennen. Das Verhältnis der katholischen Kirche zu den nichtchristlichen Religionen formuliert das Zweite Vatikanische Konzil mit seiner Erklärung „Nostra aetae“ Nr.2: „Die katholische Kirche lehnt nichts von alledem ab, was in diesen Religionen wahr und heilig ist… Unablässig aber verkündet sie und muss sie verkündigen Christus, der ist ,der Weg, die Wahrheit und das Leben‘ (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich versöhnt hat.“
Das Bekenntnis, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist berührt den zentralsten und fundamentalsten Punkt des christlichen Glaubens. Mit diesem Bekenntnis steht die Identität des Christentums und der christlichen Kirche auf dem Spiel. Die Fülle der göttlichen Offenbarung hat sich in Jesus Christus ereignet.
Mag der Hebräerbrief uns auf den ersten Blick nicht persönlich ansprechen, so trifft er doch den Lebensnerv unseres Christseins. Sein Inhalt enthält wesentliche Punkte, die für unser Leben als Christen maßgebend sind. Das hohepriesterliche Tun Jesu wird im Gebet mit Klagen, Weinen und Schreien ausgelegt. Während der jüdische Hohepriester nur auf Erden waltet, tut Jesus seinen Dienst „sogar im Himmel“ (Klaus Berger), also am Ort Gottes selbst, im himmlischen Heiligtum gegenüber dem Tempel in Jerusalem, der nur eine schwache Kopie ist. Wenn wir Christen den Gebetsschluss „durch Jesus Christus unseren Herrn“ vielleicht unbedachtsam aussprechen, so meint er den himmlischen Dienst, Jesus als Sohn Gottes, wahrer Gott, der zugleich Hohepriester und Mittler der Gebete zum Vater ist. Durch Jesus, den wahren Gott werden die Menschen immer tiefer in Gott hineingeführt. So wird das Gebet zum Vater gebracht. Ein himmlischer Hohepriester, der uns sehr nahe ist, weil er mitleiden und mitfühlen kann, mit den menschlichen Schwächen, „in allem uns gleich außer der Sünde“.
Der Hebräerbrief hat nichts an Aktualität eingebüßt, denn er möchte den müde gewordenen Christen Mut und Zuversicht vermitteln. Jesus ist unser Anwalt, der bei Gott für uns eintritt. Auf diese Wahrheit können und dürfen wir als Christen mit demütigem Selbstbewusstsein im vielfältigen Konzert der Weltreligionen nicht verzichten.
Pater Theo Klein SCJ