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In Jesus entdecken wie und wer Gott ist
Kommentar zum 4. Advent von Sr. Danièle Faltz (21.12.2019)
Im Rummel der letzten Tage vor Weihnachten ernüchtert uns der Text des Evangeliums vom 4. Adventssonntag und hilft uns, den Blick auf das Wesentliche des Weihnachtsfestes zu richten. Kein Stern, kein Licht, keine Krippe, nichts Romantisches. Es beginnt mit einer großen Enttäuschung: ein junger Mann, namens Josef, stellt fest, dass seine Verlobte schwanger ist. Und er weiß, dass er dafür keine Verantwortung trägt.
Josef ist ein gläubiger Jude, er kennt die heiligen Schriften, und weiß um so manche geheimnisvolle Geburt im Alten Testament, er kennt auch seine zukünftige Frau, Maria, er liebt sie und traut ihr. So kann er sich dazu durchringen, Verantwortung zu übernehmen für die Mutter und das Kind. War es im Traum oder war es durch Nachdenken im Lichte des Glaubens? Auf jeden Fall wird Josef wirklich in die Verantwortung genommen: „Du sollst ihm den Namen Jesus geben!“
Der Vater gibt den Namen, und der Name ist Programm: Jesus, „er wird sein Volk erlösen.“ Durch Josef wird Jesus zum Stamm Davids gehören, aus diesem Stamm soll der Messias kommen, darum gibt uns der Text auch den Hinweis auf die Jungfrau, die gebären wird, wie es der Prophet Jesaia gesagt hat.
Matthäus schreibt für Christen, die aus dem jüdischen Glauben stammen. Für sie sind diese Hinweise Zeichen, dass die Zeit der Erfüllung naht. Matthäus schreibt etwa 50 Jahre nach dem Tod und der Auferstehung Jesu. Diese Erfahrung des auferstandenen Jesus ist die Grunderfahrung der ersten Christen. Alles, was die 4 Evangelien über Jesus berichten, entspringt dieser fundamentalen Erfahrung und dient dazu, sie zu festigen. Eigentlich müssten wir die Evangelien von hinten nach vorne lesen.
Wie kann dieser Evangelientext uns heute in unserem Glauben helfen?
Am besten, wenn wir die Perspektive des Matthäus übernehmen. Wenn Gott wirklich Gott ist, wenn er den gekreuzigten Jesus zum Leben auferweckt hat, - und das ist unser Glaube-, dann kann er auch in den Beginn des Lebens Jesu eingreifen. Es ist also unwichtig, sich über die Jungfrauengeburt zu streiten.
Wichtig ist, in Jesus zu entdecken, wie und wer Gott ist. Denn darin liegt die Hauptaussage unseres Textes.
Unser Gott ist ein Gott, der erlöst. Der frei macht von der Sünde, von allem was ich-bezogen, kleinkariert und borniert ist in unserem Leben. Er macht uns frei für die uneigennützige Liebe zu Gott und zu den Menschen, frei von aller Selbstsucht und übertriebener Gier nach Macht und Reichtum, frei und dienstbar für die Armen, Kranken und alle vom Leben Beschädigten.
Der Gott, den Jesus uns vermittelt, ist der Gott Immanuel, Gott mit uns. Wirklich mit uns sein, kann auch Gott nur, wenn er ganz Mensch wird. Die Erfahrung der Grenzen von Zeit und Raum, von Leiden und Sterben gehören dazu. In Jesus weiß Gott, wie es ist, Mensch zu sein. Und er wird Mensch, weil er uns in seine Göttlichkeit einbeziehen will. Das ist letztendlich der Traum Gottes für den Menschen. Diesem göttlichen Projekt sollten wir zustimmen, denn darin liegt die Erfüllung unserer tiefsten Sehnsucht, also auch die Erfüllung aller Wünsche, die wir in diesen Tagen verschicken.
Quelle: Luxemburger Wort