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Gott hat uns zur Freiheit geschaffen
Kommentar zum Sonntag 1. Fastensonntag von Marie-Christine Ries
40 Tage und Nächte hat Jesus gefastet. Und am Ende war er hungrig.
Fasten tut gut, aber es schwächt auch, macht entschiedener aber auch angreifbarer.
Kein Wunder, dass der Versucher (der Teufel) Jesus mit dem Nahegelegensten angreift: die Einladung aus Steinen Brot zu machen, damit der Hunger aufhört.
Aber Jesus lässt sich vom Versucher nicht auf diesen Weg führen. Der Evangelist Matthäus benutzt das Wort Teufel, Diabolos, das heißt: der, der entzweit, der trennt, damit es nicht mehr zusammengeführt werden kann.
Jesus wehrt ab: er lässt sich nicht von seinem Vater entzweien, auch nicht von seinem Vorhaben, den Menschen Gottes Liebe erfahrbar zu machen, damit sie das Leben in Fülle haben.
Er wehrt sich indem er die Bibel zitiert, er greift auf das zurück was Menschen vor ihm von Gott erfahren und gelernt haben.
Gib den Menschen Brot und du kannst sie nach Belieben manipulieren. Aber so handeln entspricht nicht der Freiheit, die Gott den Menschen gibt. Die Freiheit zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und dann zu wählen.
Tu was Spektakuläres und du hast lauter Followers, die nicht an dir interessiert sind, sondern nur an dem, was du tust. So handeln entspricht nicht dem Glauben, der Vertrauensbeziehung, zu der Jesus die Menschen immer wieder einlädt. „Glaubst du?“: das ist die Frage, welche Jesus an die Menschen richtet, die ihn um Heilung bitten.
Sei bereit, alles für Geld zu tun, und du wirst sehr reich werden. So handeln geht nicht mit der Gottes- und Nächstenliebe einher. Jesus sagt es seinen Zuhörern später sehr deutlich: man kann nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Geld.
So gesehen handelt der Teufel seinem Namen entsprechend: mit jeder Versuchung bemüht er Jesus von Gott und von seiner Lebensaufgabe zu entzweien. Eine Entzweiung, die sich konsequenterweise auch auf die Beziehung zu den Menschen auswirken würde.
Versuchung ist Entzweiung, Trennung von Gott. Und Diese Trennung zieht die Entzweiung mit den Mitmenschen, mit mir selbst, mit der Schöpfung nach sich.
Was sind meine Versuchungen heute: wo und wodurch lasse ich mich von Gott, von meinen Mitmenschen, von mir selbst und der Schöpfung entzweien?
Was kann ich tun? Das Evangelium von Aschermittwoch spricht von Fasten, Gebet, und Teilen.
Ich möchte hier nur ein paar Ideen für den Alltag anführen: Fasten von der Unzufriedenheit, von dem „es lohnt sich doch nicht“, von dem sofortigen Ablehnen von Ungewohntem.
Um dieses Fasten zu unterstützen brauche ich das Gebet, den Austausch über Glauben und Leben in der in der CVX-Gruppe, das konkrete und manchmal beschwerliche Engagement für die Mitmenschen. Aber auch der bewusste Verzicht auf Dinge die ich mag, z.B. Schokolade.
Dann wird mir neu bewusst: Gott hat uns zur Freiheit geschaffen, zu einem Leben in Fülle.
Quelle: Luxemburger Wort