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Steve Heitzer: Hellwach am Leben. Auf dem Weg zu einer tragfähigen Spiritualität.
Religiöses Buch des Monats Juni 2024
„Lasst die Kinder zu mir kommen“, fordert Jesus die Jünger im Markusevangelium auf. Da wollen seine Jünger Erwachsene daran hindern, Kinder zu ihm zu bringen (Markus 10, 13-16). Bereits im Kapitel vorher stellt Jesus ein Kind in die Mitte. Da streiten sich die Jünger, wer der Größte, der Wichtigste von ihnen sei. Und was tut Jesus? Er nimmt ein Kind in die Arme und sagt: Wer in meinem Namen ein Kind aufnimmt, nimmt mich auf – und den, der mich gesandt hat (Markus 9, 33-37). Diese beiden Stellen sind für Steve Heitzer ganz entscheidend, wenn es um Spiritualität geht. Jesus macht hier deutlich, dass der Weg zu ihm nicht über Macht und Konkurrenz führt, sondern durch den Alltag, durch die Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge und Menschen.
Kinder haben noch nichts vorzuweisen, sie können noch nicht mit Leistung prunken. „Kinder können sich ganz einlassen auf ihr Da-sein und ihr spielerisches Tun.“ Sie leben (meistens jedenfalls) im Moment, können die Zeit vergessen – oder besser: die vergehende Zeit spielt noch keine große Rolle für sie. „Darin sind sie für uns wie Pförtner in das Reich Gottes.“
Diese Einsicht hat Heitzer dazu gebracht, mit Kindern zu arbeiten – und daraus seine Spiritualität zu entwickeln. Achtsamkeit bedeutet für ihn, das Leben im Moment zu erleben, zu genießen, auch zu erleiden. „Das Leben ist immer da“, schreibt er, „nur wir sind oft nicht da.“ Auch Gott ist immer da – wird nur oft übersehen, weil viele in Gedanken woanders sind, von ihrem „Autopiloten“ (Heitzer) im „Erledigungsmodus“ durch den Tag gesteuert werden, ohne anzuhalten, zu staunen und die kleinen Zeichen wahrzunehmen, die auf das große Ganze verweisen.
Heitzer redet keiner Wohlfühlspiritualität das Wort. Der Alltag mit seinen Zumutungen, das Leid, auch die Verantwortung, die der*die Einzelne für die Gesellschaft haben, gehören dazu. Spiritualität bedeutet für ihn, den Alltag, das eigene Umfeld in einer bestimmten Weise wahrzunehmen und zu gestalten, ohne sich davon völlig gefangen nehmen zu lassen.
Damit ist über Heitzers Buch schon fast alles gesagt, denn alle anderen Kapitel wollen den Lesenden zeigen, wie sie hellwach im Hier und Jetzt sein oder zumindest immer wieder dorthin zurückkehren können. Dazu greift er auf verschiedene spirituelle Traditionen zurück, auf christliche Mystik genauso wie auf den Buddhismus (vertreten z.B. durch Thich Nhat Hanh) oder die Gedanken von Jon Kabat-Zinn. Außerdem beschreibt er verschiedene Übungen, die auf diesem Weg hilfreich sein können. Es geht darum, der Frage nach dem „Was“ mehr Raum zu geben als dem „Warum“. Das „Was“, so Heitzer, öffnet das Herz und die Sinne. „Was lässt uns spüren, schauen, lauschen. Immer wieder ankommen, uns ganz einlassen, neu einlassen auf dieses Leben, das uns schlicht immer wieder vor Aufgaben stellt und in den grundlegendsten Fragen ein Geheimnis bleibt.“ Heitzers Buch öffnet die Augen für das Geheimnis des Lebens und unterstützt die Lesenden dabei, auch im Alltag mit dem großen Ganzen, das die Christen Gott nennen, in Verbindung zu bleiben.
Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.
- Grand Séminaire de Luxembourg
- Archivum
- Publikatiounen . Publications
- Bildung a Fuerschung . Formation et recherche
- Centre de formation diocésain Jean XXIII
- Nouvelle direction à Sainte-Sophie : Madame Nicola Heckner
- Une école familiale, respectueuse des besoins de l’enfant
- Neue Leitung an der Sainte-Sophie: Frau Nicola Heckner
- Albert Biesinger: Warum kommen wir auf die Welt, wenn wir doch wieder sterben müssen?
- Das Spezielle von Lutherbibel und Einheitsübersetzung
- Andrea Langenbacher: Das Große im Kleinen. Beten mit Kindern
- Huub Oosterhuis: du / nur du / immer du – Gebete
- Stefan Oster: Das Credo. Eine Gebrauchsanweisung für das Leben

